Zur Geschichte des Franz Marc Museums

Rudolf Ibach um 1930, Foto: Rosemarie Nohr

Die Vorgeschichte

Der Gründung des Franz Marc Museums ging eine wichtige Begegnung voraus: Durch Klaus Lankheit, dem Maria Marc die wissenschaftliche Aufarbeitung des Oeuvre und der Aufzeichnungen ihres 1916 im Ersten Weltkrieg gefallenen Mannes anvertraut hatte, lernte sie Etta und Otto Stangl kennen. Das Ehepaar hatte 1947 in München eine Galerie eröffnet, die sich der zeitgenössischen abstrakten Malerei widmete, die aber auch Ausstellungen zu Künstlern der Klassischen Moderne zeigte. Dabei konnte sie auf die von Ettas Vater, Rudolf Ibach, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zusammengetragene Sammlung zurückgreifen, die Werke des Blauen Reiters, der Brücke und Paul Klees umfasste. Die Galerie Stangl war Treffpunkt für Sammler und Künstler, für Museumsleute und Diplomaten.

Rudolf Ibach um 1930, Foto: privat

Etta und Otto Stangl mit Maria Marc, um 1950, Foto: Rosemarie Nohr

Ein Haus für Franz Marc

Zwischen Etta und Otto Stangl und Maria Marc entwickelte sich eine enge Freundschaft. Otto Stangl Stangl wurde Maria Marcs Berater beim Verkauf und der Publikation der Werke Franz Marcs. Gemeinsam mit Klaus Lankheit bemühte er sich darum, Franz Marcs Gemälde und Zeichnungen in Deutschland auszustellen und langfristig in deutschen Museen unterzubringen. Schließlich entstand der Plan, ein eigenes Museum für den Künstler zu schaffen in der Landschaft, in der Marc gelebt hatte und wo seine Hauptwerke entstanden waren. Otto Stangl und Klaus Lankheit konnten die Gemeinde Kochel a. See für das Projekt gewinnen. Sie stellte eine Villa über dem Kochelsee zur Verfügung, in der das Museum eingerichtet und von der Franz Marc Stiftung betrieben wurde. Weitere Leihgeber, Förderer und Mitstreiter waren die Erbengemeinschaft nach Maria Marc, der aus diesem Anlass gegründete Franz Marc Förderkreis, die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, sowie Wilhelm Winterstein, der zahlreich Ankäufe ermöglichte.

Etta und Otto Stangl mit Maria Marc, um 1950, Foto: Rosemarie Nohr

Charlotte Mittelsten, Scheid Blaues Album, Kochel 2007, Foto: Magrit Auer

Das neue Museum

Als Etta und Otto Stangl 1990 kurz nacheinander starben, ging ihre Sammlung, die sich aus der Sammlung Ibach und eigenen Erwerbungen während ihrer Galeristentätigkeit zusammensetzte, an die Nichten und Neffen Etta Stangls. Ihrer Schwester, Charlotte Mittelsten Scheid (geb. Ibach), war es ein Anliegen, die Sammlung zusammenzuhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So entstand die Idee einer Erweiterung des Franz Marc Museums in Kochel, mit dem Ziel, die Werke Franz Marcs und des Blauen Reiters im Zusammenhang mit denen Ihrer Zeitgenossen und Nachfolger zu zeigen. Margrit Auer-Ibach und Etta Mittelsten Scheid gründeten die Stiftung Etta und Otto Stangl, die das Museum gemeinsam mit der Franz Marc Stiftung betreibt.

Charlotte Mittelsten Scheid, Kochel 2007, Foto: Magrit Auer

Foto: Edward Baierle

Franz Marc im Kontext

Die konzeptionelle Grundidee des neuen Franz Marc Museums, Franz Marc in den Kontext des 20. Jahrhunderts zu stellen und seine Kunst aus wechselnden Perspektiven zu betrachten, wird in der Sammlungspräsentation und in Ausstellungen thematisiert. So zeigte das Museum bisher nicht nur Franz Marc und Joseph Beuys, Per Kirkeby oder Georg Baselitz, in den letzten Jahren konnte auch der Museumspark mit Skulpturen wichtiger zeitgenössischer Bildhauer wie Per Kirkeby und Tony Cragg ausgestattet werden.

Foto: Edward Baierle