
29. Juni bis
9. November
2025
Wie kaum ein anderer Ort spiegelte der Zoo um 1900 die Ambivalenzen der Moderne. Künstler*innen wie August Macke, Franz Marc oder Renée Sintenis suchten im Tierpark nach neuen künstlerischen Impulsen fern akademischer Traditionen und nah an einer vermeintlich ursprünglichen Natur. Zoologische Gärten waren nicht nur touristische Attraktionen, sondern auch zentrale Orte städtischen Lebens. Hier verschwammen die Grenzen zwischen Natur und Kultur, Wildnis und Zivilisation, was die Kunstschaffenden der Moderne auf besondere Weise anzog. Bewegte Tierkörper, exotische Inszenierungen und das emotionale Erleben des tierlichen Gegenübers wurden zum Reflex menschlicher Sehnsüchte und gaben Anstoß zu Fragen an das eigene Dasein.
Die Evolutionstheorie Charles Darwins hatte um 1900 die klare Trennung zwischen Mensch und Tier erschüttert – mit weitreichenden Folgen für die Kunst. Erkenntnisse über die Emotionsfähigkeit und Intelligenz von Tieren sensibilisierten Künstler*innen für das Tier als fühlendes Gegenüber, dessen Perspektive sie ernst nahmen.
Gleichzeitig war der Darstellung des »Fremden« auch ein koloniales Weltbild eingeschrieben: Der Zoo etablierte sich nicht nur als Ort der Tierbeobachtung, sondern ebenso als Bühne imperialer Macht, auf der »exotische« Tiere – und oft auch Menschen – inszeniert und vereinnahmt wurden.
Die Ausstellung lädt dazu ein, den Zoo als ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Resonanzraum der Moderne zu entdecken, als Bühne des »Anderen« und als Ort künstlerischer Verwandlung. Dabei hinterfragt sie dessen Geschichte kritisch und eröffnet neue Perspektiven auf das Tierbild der Moderne.
Mit der umfangreichen Ausstellung rückt das Franz Marc Museum erstmalig die Rolle zoologischer Gärten als Inspirationsquelle für die Kunst der Moderne in den Fokus. Gezeigt werden über 170 Werke von etwa 50 Künstler*innen. Für die Präsentation konnte das Franz Marc Museum bedeutende Leihgaben aus zahlreichen deutschen und internationalen Museen sowie öffentlichen und privaten Sammlungen gewinnen und in Kochel zusammenführen. Zu den leihgebenden Institutionen zählen u. a. das Museum Frieder Burda in Baden-Baden, das Kunstmuseum Bern sowie das dortige Zentrum Paul Klee, das Folkwang Museum in Essen, das Städel Museum in Frankfurt am Main, das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz, die Sammlung Ziegler im Kunstmuseum Mülheim, Lenbachhaus und Kunstbau München und das Belvedere in Wien.
Künstler*innen der Ausstellung:
Ottomar Anschütz, Wera von Bartels, Heinrich Campendonk, Otto Dill, Erich Fraaß, August Gaul, Max Geyger, Ernst Haeckel, Josef Hegenbarth, Paul Klee, Paul Klimsch, Max Klinger, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Max Liebermann, August Macke, Franz Marc, Gabriel von Max, Adolph Menzel, Paul Meyerheim, Emil Nolde, Etha Richter, Renée Sintenis, Friedrich Seidenstücker, Max Slevogt u. v. m.
Kuratorinnen:
Dr. Katharina Lee Chichester (Ruhr-Universität Bochum) und Jessica Keilholz-Busch (Franz Marc Museum)
Werke
Audioguide
Die Moderne im Zoo
Wussten Sie, dass der Bildhauer August Gaul eine Jahreskarte für den Berliner Zoo im Lotto gewann? Oder dass Franz Marc auf einer Schiffsreise in der Ägäis mit Elefanten an Bord reiste? Dass Oskar Kokoschka eine Sondermalerlaubnis für den Zoo besaß und Paul Klee so fasziniert vom Leben unter Wasser war, dass er sich ein Aquarium ins Atelier stellte?
Solche und mehr überraschende Geschichten erfahren Sie über den Audioguide. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Zoos! Verfügbar für Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren.

Vorschau
120 Jahre Künstlergruppe Brücke
Ein Blick zurück auf den Ursprung des deutschen Expressionismus.

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Unsere Stories bieten spannende Einblicke und vertiefende Perspektiven.

Führungen
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