Ein modernes Gebäude mit großen Fenstern steht auf einem grasbewachsenen Hügel, umgeben von Bäumen. Im Vordergrund steht eine hohe, zerklüftete Metallskulptur, die einen Schatten auf den sonnenbeschienenen Rasen wirft.

Franz Marc
Museum

Dialog zwischen
Kunst und Natur

Dialog zwischen
Kunst und Natur

Leitgedanke

Kunst, Natur und Gesellschaft im Dialog

Das Franz Marc Museum versteht sich als Ort, an dem Kunst, Natur und gesellschaftliche Fragen in einen lebendigen Dialog treten. Ausgehend von der besonderen Lage am Kochelsee, eingebettet in die Voralpenlandschaft, die viele Künstler*innen des Blauen Reiter inspirierte, ist das Museum ein Raum der bewussten Auseinandersetzung: Es lädt ein, Naturwahrnehmung mit künstlerischem Ausdruck zu verknüpfen, innere und äußere Antriebe kreativen Schaffens nachzuvollziehen und Bezüge zu den drängenden Fragen unserer Zeit herzustellen, etwa zum Verhältnis von Mensch und Umwelt oder zum Wandel gesellschaftlicher Werte.

Im Zentrum steht das Werk Franz Marcs. Sein künstlerisches Denken war radikal zukunftsgewandt – in der Auseinandersetzung mit der Natur, mit geistigen Strömungen seiner Zeit und im Austausch mit internationalen Avantgarden. Das Museum setzt Marcs Werk in den Kontext des 20. Jahrhunderts und beleuchtet es aus neuen, auch ungewohnten Blickwinkeln. Dabei werden zudem insbesondere die Beiträge von Künstlerinnen sichtbar gemacht, die bislang im Kanon nur am Rande standen.

Die Sammlungspräsentationen und Ausstellungen knüpfen an die Idee des Dialogs zwischen Kunst und Natur an und erweitern ihn um aktuelle Perspektiven: ökologische Verantwortung, kulturelle Teilhabe und soziale Gerechtigkeit sind zentrale Bezugspunkte unseres kuratorischen Handelns. In Übereinstimmung mit der neuen Museumsdefinition von ICOM sieht sich das Franz Marc Museum als inklusives, partizipatives Museum, das offen ist für vielfältige Stimmen und Sichtweisen – besonders auch jene, die lange übersehen wurden.

Zugang für alle

Barrierefreiheit ist für das Franz Marc Museum kein Zusatz, sondern ein selbstverständliches Ziel: räumlich, sprachlich und inhaltlich. Wir arbeiten kontinuierlich daran, Hindernisse abzubauen – für Menschen mit Behinderungen ebenso wie für Menschen mit verschiedenen sozialen, sprachlichen oder kulturellen Hintergründen. Wir möchten Teilhabe ermöglichen und setzen dabei auf eine Vermittlungsarbeit, die Begegnung, Beteiligung und Selbstermächtigung fördert.

Ein Museum in privater Trägerschaft

Das Franz Marc Museum wird von der Stiftung Etta und Otto Stangl und der Franz Marc Stiftung getragen. Seine Sammlung und Existenz verdankt es dem außergewöhnlichen Engagement von Privatpersonen, allen voran der Familien Ibach, Stangl, Mittelsten Scheid und Winterstein. Ihr Einsatz ermöglicht ein unabhängiges Museum, das sich seiner Herkunft bewusst ist und Verantwortung für die Zukunft übernimmt: kulturell, gesellschaftlich und ökologisch.

Eine Person steht in einem Haus, die Hände in die Hüften gestemmt, und blickt durch hohe, raumhohe Fenster auf grüne Bäume und eine natürliche Landschaft im Freien.

Geschichte

Die Geschichte des Franz Marc Museums ist eng mit dem privaten Engagement mehrerer Sammlerinnen und Sammler sowie einer besonderen künstlerischen Freundschaft verbunden. Ihren Anfang nahm sie mit der Sammlung des Wuppertaler Industriellen Rudolf Ibach, der bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Werke des Expressionismus zusammengetragen hatte, darunter Gemälde und Zeichnungen von Künstlern der Brücke, des Blauen Reiter sowie Arbeiten von Paul Klee.

2008 wurde das neue Museumsgebäude eröffnet. Seitdem wird das Franz Marc Museum von der Franz Marc Stiftung und der Stiftung Etta und Otto Stangl gemeinsam getragen. Es zeigt nicht nur Werke von Franz Marc, sondern auch von Künstler*innen wie Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, August Macke oder Gabriele Münter. Wechselnde Ausstellungen und ein stetig wachsender Skulpturenpark erweitern den Blick.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lernten die Galeristen Etta und Otto Stangl über den Kunsthistoriker Klaus Lankheit Maria Franck-Marc kennen, die Witwe Franz Marcs. Aus dieser Verbindung entwickelte sich eine enge Freundschaft und das gemeinsame Ziel, das Werk Franz Marcs dauerhaft in Deutschland zu verankern. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kochel am See, die eine Villa oberhalb des Kochelsees zur Verfügung stellte, wurde 1986 das Franz Marc Museum eröffnet. Trägerin des Museums war zunächst die Franz Marc Stiftung. Unterstützt wurde sie von weiteren Leihgeber*innen und Förderer*innen, darunter die Erbengemeinschaft nach Maria Marc, die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der Franz Marc Förderkreis und der Sammler Wilhelm Winterstein.

Die Wahl des Standorts ist dabei keineswegs zufällig: Bereits als junger Künstler zog es Franz Marc regelmäßig für Malstudien in die Kocheler Umgebung. 1908 ließ er sich dauerhaft im bayerischen Oberland nieder und erwarb 1914 ein Haus in der Gemeinde Kochel. Die Landschaft prägte seine Bildsprache entscheidend und inspirierte auch viele seiner Weggefährt*innen. Hier entstand die Mehrzahl seiner bedeutendsten Werke. Die topografische Nähe zur künstlerischen Quelle war daher nicht nur symbolisch, sondern auch inhaltlich Ausgangspunkt für die Gründung des Museums.

Nach dem Tod von Etta und Otto Stangl im Jahr 1990 ging ihre Kunstsammlung an die Familie über. Charlotte Mittelsten Scheid (geb. Ibach) und Margrit Auer-Ibach setzten sich dafür ein, die Werke zusammenzuhalten und dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen. Daraus entstand die Idee eines erweiterten Museums: eines Hauses, das nicht nur Leben und Œuvre von Franz Marc zeigt, sondern auch seine Weggefährt*innen, Nachfolger*innen und die vielfältigen Resonanzen seines Werks in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Heute versteht sich das Franz Marc Museum als ein Ort, an dem die Kunst Franz Marcs im Kontext ihrer Zeit und darüber hinaus erfahrbar wird – im Dialog mit der Geschichte der Moderne und den Fragen der Gegenwart.

Architektur

Das Franz Marc Museum thront exponiert über dem Kochelsee – mit weitem Blick auf das Wasser und die eindrucksvolle Kulisse der bayerischen Alpen. Diese Lage prägt nicht nur die Atmosphäre des Hauses, sondern ist integraler Bestandteil seiner Architektur. Der Neubau von 2008, entworfen vom Zürcher Architekturbüro Diethelm & Spillmann, greift die Idee eines offenen Dialogs zwischen Kunst und Natur auf: Große Fensterrahmen lenken den Blick nach außen, verknüpfen Landschaft und Bildwelt und erinnern daran, wie tief die Künstler des Blauen Reiter mit ihrer Umgebung verbunden waren.

Der neue Museumsbau verbindet sich durch einen Innenhof mit der historischen Villa, die bereits seit 1986 das ursprüngliche Franz Marc Museum beherbergt. Heute sind dort Café und Verwaltung untergebracht. Auf dem Weg dorthin durchqueren die Besucher*innen einen Skulpturenpark mit Werken von Horst Antes, Tony Cragg, Norbert Kricke, Per Kirkeby, Alf Lechner, Renée Sintenis und Hans Stangl.

Innen wie außen spielt das Gebäude mit Kontrasten: Der helle Muschelkalk der Fassade wirkt ruhig und naturverbunden, während die klaren Linien des Baus eine stille Strenge ausstrahlen. Im Inneren sorgt warmes Holz für eine intime Atmosphäre. Unterschiedlich proportionierte Räume – von großzügigen Sälen bis zu kleinen Kabinetten – bieten ideale Bedingungen für Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen.

Ein architektonischer Höhepunkt erwartet die Besucher*innen am Ende des Rundgangs: ein großes Fenster im Obergeschoss, das den Blick freigibt auf den Kochelsee und die eindrucksvollen Kochler Berge. Ein wechselndes Naturbild, das sich mit dem Licht und den Jahreszeiten verändert und die Verbindung von Landschaft und Kunst sinnlich erfahrbar macht.

Das Museumscafé mit seiner großen Terrasse bietet zum Ausklang Gelegenheit, beim Lunch oder bei Kaffee und Kuchen die Eindrücke des Besuchs nachklingen zu lassen, mit Aussicht auf die Landschaft, die Franz Marc einst so tief berührte.

Mit dem 2023 eröffneten Neubau BlauRaum hat das Franz Marc Museum nicht nur architektonisch, sondern auch programmatisch ein deutliches Zeichen gesetzt. Entworfen vom Münchner Architekturbüro Wolfgang Kortüm erweitert der klare, helle Bau mit Multifunktionsraum, Terrasse und eigenem Depot das Museumsensemble um einen eigenständigen Ort für Kunstvermittlung, Begegnung und Bildung. Großzügige Fenster öffnen den Raum zur Natur. Das Vermittlungsprogramm im BlauRaum richtet sich an Kinder, Jugendliche, Schulklassen, Familien und generationenübergreifende Gruppen. Ziel ist es, einen sinnlichen, kreativen Zugang zur Sammlung zu schaffen und unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zur Teilhabe einzuladen. Ein Raum, der sich als ein Ort des gemeinsamen Denkens, Gestaltens und Lernens versteht.

Franz Marc
(1880–1916)

Franz Marc wurde 1880 als Sohn des Landschaftsmalers Wilhelm Marc in München geboren. Dort studierte er an der Akademie der Bildenden Künste bei Gabriel von Hackl und Wilhelm von Diez. Nach einer Frankreichreise im Jahr 1903 entschied er sich, nicht an die Akademie zurückzukehren, sondern seine künstlerische Entwicklung eigenständig fortzusetzen. Es zog ihn hinaus aus der Großstadt in die Stille der bayerischen Landschaft, zunächst auf die Staffelalm, nach Lenggries und schließlich nach Sindelsdorf. Dort fand er zu seinem zentralen Lebensthema: dem Tier als Symbol einer reinen, geistigen Welt, unberührt von der Last der Zivilisation.

Franz Marc wird häufig als romantischer Tiermaler beschrieben, der in seinen Werken nach einer paradiesischen Unschuld und inneren Reinheit strebte. Diese Perspektive stellt das Tier als Sinnbild für seine Suche nach dem »rein Geistigen« in den Vordergrund. Doch Marcs theoretische Schriften und späte Werke zeigen auch eine intensive Auseinandersetzung mit den modernen Naturwissenschaften und technischen Entwicklungen seiner Zeit.

Im Dezember 1909 besuchte Franz Marc mehrfach die erste Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) in der Galerie Heinrich Thannhauser. 1910 lernte er August Macke kennen, mit dem ihn eine enge, freundschaftliche Beziehung verband. Am 1. Januar 1911 begegnete er Wassily Kandinsky und Gabriele Münter und trat kurz darauf der N.K.V.M. bei. Bereits Ende desselben Jahres verließen Kandinsky, Münter und Marc die Künstlervereinigung nach einem Zerwürfnis und eröffneten am 18. Dezember 1911 die erste Ausstellung der Redaktion des Blauen Reiter.

Als Mitbegründer und einziger Münchner im Kreis des Blauen Reiter setzte sich Marc für eine offene, internationale Kunstszene ein. Gemeinsam mit Kandinsky, Macke und Münter initiierte er Ausstellungen, die Künstler*innen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Stilrichtungen zusammenführten.

1912 begegnete Marc in Paris dem Orphismus Robert Delaunays; dessen leuchtende Farbigkeit und rhythmische Bewegung prägten fortan sein Werk. Gleichzeitig beeinflusste ihn der Futurismus und bestärkte seine Hinwendung zur Abstraktion – auch wenn der Bezug zur organischen Natur stets spürbar blieb. Im Juni 1913 heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Maria Franck. Im September desselben Jahres war er an der Organisation des Ersten Deutschen Herbstsalons von Herwarth Walden in Berlin beteiligt, bei dem rund 90 nationale und internationale Künstler*innen ihre Werke präsentierten.

1914 wurde Marc als gestellungspflichtiger Reservist eingezogen und der Landwehr zugeteilt. Zwei Jahre später fiel er im Alter von nur 36 Jahren im Ersten Weltkrieg bei einem Erkundungsritt in der Nähe von Verdun. Sein in wenigen Jahren entstandenes Werk zählt zu den bedeutendsten Beiträgen der Klassischen Moderne – kompromisslos, visionär und bis heute überraschend zeitgemäß.

Abstraktes Gemälde mit kühnen, geschwungenen Formen in Grün, Gelb, Orange und Rot, umrandet von weißen und blauen Flächen. Die Pinselstriche sind weich und verschmolzen, wodurch eine lebendige, dynamische Komposition entsteht.

Engagement

& Förderung

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